Schluss mit politischer Werbung in der EU? Was Du jetzt wissen musst

Hast Du es schon mitbekommen? Ab dem 10. Oktober 2025 ziehen sich Google und Meta komplett aus dem Geschäft mit politischen, sozialen und Wahl-Anzeigen in der EU zurück.

Wenn Du jetzt denkst – geht mich doch gar nix an, ich mach ja keine Wahlwerbung … dann lies bitte weiter. Denn das geht uns sehr wohl alle etwas an.

Die gesetzliche Grundlage

Zunächst mal – über was sprechen wir hier? Die neue EU-Verordnung TTPA – Transparency and Targeting of Political Advertising Act.

Was erstmal nach Juristen-Deutsch klingt, betrifft alle, die bezahlte Anzeigen auf Meta und YouTube (Google) schalten. Denn die Grenzen zwischen „politisch“ und „Business“ sind oft schwammig – und genau da lauert die Gefahr.

Was steckt hinter dem TTPA? (Alltagstauglich erklärt)

Die Verordnung will mehr Transparenz und weniger Manipulation durch politische Werbung. Klingt auf den ersten Blick ja durchaus sinnvoll. Die Umsetzung ist allerdings ziemlich streng:

  • Alles, was politisch klingt, wird reguliert.
    Nicht nur Wahlwerbung, sondern auch Anzeigen, die indirekt auf Politik, Gesetzgebung oder gesellschaftliche Themen abzielen (beginnst Du zu ahnen, was das heißen kann?).
  • Strenge Kennzeichnungspflichten.
    Wer bezahlt? Auf welche Wahl / welches Gesetz bezieht sich das? Wie wurde getargetet (wie wurde ausgewählt, wen Deine Werbung anspricht)? Alles muss klar sichtbar sein.
  • Targeting wird eingeschränkt.
    Keine Mikro-Profile mehr basierend auf Religion, politischer Meinung oder sensiblen Daten.
  • Dokumentationspflicht.
    Plattformen und Werbetreibende müssen Daten, Budgets und Targeting speichern – für Jahre.

Klingt nach einem Riesenaufwand? Ist es! Kein Wunder also, dass Meta & Google sagen: „Danke, aber zukünftig ohne uns.“

Was heißt das in der Praxis?

In der EU gilt ab Oktober:

  • Organische Posts bleiben unberührt und unkritisch (also alles, was Du ohne Geld veröffentlichst).
  • Bezahlte Ads mit politischem, sozialem oder wahlrelevantem Touch sind raus.
  • Business-Werbung ist natürlich weiterhin erlaubt. Achtung, hier gibt’s eine Grauzone (schauen wir uns noch genauer an). Und da müssen wir alle aufpassen.

Die gelbe Zone: Wo es richtig doof werden kann

Die größte Gefahr liegt bei Themen, die eigentlich Business sind, aber einen gesellschaftlichen oder politischen Beiklang haben. Plattformen werden vorsichtig sein – und lieber eine Anzeige zuviel ablehnen, als riskieren, gegen die Verordnung zu verstoßen und Strafen zu bezahlen.

Beispiele:

  • 💝 GoodWill-Kampagnen: „Wir spenden für Geflüchtete.“
  • 🌱 Nachhaltigkeit: „Wir sind das klimaneutrale Unternehmen XY.“
  • 🎓 Bildung mit sozialem Kontext: „Workshops gegen Rassismus.“
  • 🍎 Gesundheit & Gesellschaft: „Kampagne für gesündere Ernährung in Schulen.“

Das sind alles wertvolle Themen. Aber für die Plattformen riecht das nach Politik – und schon kann es passieren, dass Deine Anzeige abgelehnt wird.

Warum Meta & Google lieber ganz aussteigen

Vielleicht fragst Du Dich: „Warum stellen die Plattformen das komplett ein – anstatt die neuen Regeln einfach einzuhalten?“

Die Antwort ist simpel: Die erwarteten Strafen könnten gigantisch sein.

Gemunkelt wird, dass bei Verstößen Geldbußen von bis zu 6 % des weltweiten Jahresumsatzes fällig sein könnten. Das ist noch nicht 100% belegt; klar ist jetzt schon, dass es sich nicht um Peanuts handeln wird. Für Unternehmen wie Meta oder Google, die mit zweistelligen Milliardenbeträgen hantieren, wäre das eine Katastrophe.

Ein Beispiel:
Meta machte 2024 rund 135 Milliarden Dollar Umsatz. 6 % davon wären mehr als 8 Milliarden Dollar Strafe – wegen einer einzigen Fehlentscheidung, z. B. einer Anzeige, die versehentlich durchgerutscht ist. Das Risiko ist schlicht zu hoch. Deshalb gehen die Plattformen auf Nummer sicher und sagen: „Dann lieber gar keine politischen oder sozialen Ads mehr in der EU.“

Und genau das erklärt auch, warum Themen aus der Grauzone (Nachhaltigkeit, gesellschaftlich relevante Themen, Bildung etc.) so kritisch sind: Meta & Google haben schlicht kein Interesse, dieses Risiko auch nur im Ansatz einzugehen.

Was bedeutet das für Dich als Unternehmerin?

Check Deine Botschaften.

Frag Dich: Könnte mein Thema politisch oder gesellschaftlich gelesen werden? Wenn ja – besser vorsichtig sein, jedenfalls in der bezahlten Werbung. Wichtig: es soll hier nicht um Zensur gehen. Du darfst sagen, was Du denkst.
Nur mit Geld dafür sorgen, dass Deine Meinung weiter verbreitet wird … das wird bei sensiblen Themen schwieriger. Das Problem wird sein, dass die Algorithmen sehr strikt aussieben werden – da müssen wir uns drauf einstellen.

Trenne Werbung und Haltung.

Natürlich kannst (und sollst) Du Deine Werte leben. Doch bezahlte Werbung mit politischen Botschaften wird schwierig. Vielleicht eignet sich ein Blog, Newsletter oder YouTube-Video besser für solche Inhalte. Oder auch organische Posts – die sind davon nicht betroffen.

Denke um.

Wenn Du bisher z. B. mit Nachhaltigkeit als Hook gearbeitet hast, überlege, wie Du Dein Angebot anders positionieren kannst. Oder wie Du das Thema verpackst, ohne von Nachhaltigkeit zu sprechen.

🌱 konkretes Beispiel:

Riskant (könnte blockiert werden):
„Wir sind das klimaneutrale Unternehmen XY – wir kämpfen für mehr Klimaschutz!“
👉 Klingt politisch/gesellschaftlich → Risiko hoch.

TTPA-konform (Business-Fokus, neutral formuliert):
„Unsere Produkte werden CO₂-neutral hergestellt – für Dich bedeutet das: Qualität mit gutem Gewissen.“
👉 Fokus auf Kundennutzen & Produktauswahl, keine politische Forderung.

Bleib flexibel.

Es ist möglich, dass Meta und Google noch strenger blocken, als der TTPA eigentlich verlangt. Lieber Alternativen parat haben. Aktuell gilt: wir wissen NOCH nicht, wie die Algorithmen reagieren werden.

Fazit: „Nix, nada, niente“ – zumindest für Ads

Ab Oktober 2025 ist es höchstwahrscheinlich erst mal vorbei mit politischer Werbung in der EU. Zumindest, was Anzeigen betrifft.
Für viele Unternehmer klingt das weit weg – bis Du merkst, dass auch Deine eigene Anzeige in der Grauzone landen könnte.

👉 Meine Empfehlung

Wie immer gilt: keine Panik. Du wirst hier in den nächsten Wochen ein CustomGPT finden, das Dir helfen wird, Deine Werbetexte TTPA-konform zu halten. Es ist aktuell im Test und schaut schon ziemlich gut aus 😊

In manchen Bereichen kennen wir diese überkritische Verhalten der Plattformen schon länger – Stichwort Gesundheit, noch genauer: Diäten / abnehmen. Es gibt Wege, auch sowas zu bewerben. Es kommt halt immer auf die Details an. Ein bisle um die Ecke denken hilft hier oft enorm weiter.

Wenn Du Deine Business-Botschaften klar hältst und sauber prüfst, was die Algorithmen durch lassen und was nicht, solltest Du damit zurechtkommen. Werte-Statements packst Du in organische Botschaften, wo sie sicher ankommen. Sollten Anzeigen abgelehnt werden – bleib cool. Das wird passieren, und wir werden Wege finden. Was Du nicht tun solltest: auf bockig schalten und dagegen anrennen. Das ist Zeit- und Energieverschwendung. Damit riskierst Du unnötige Sperren, und das ist dann wirklich unangenehm.

Denn am Ende geht es für uns alle darum, sichtbar zu bleiben – ohne unnötige Blockaden und ohne Stress.

Du denkst jetzt – puuuuuuh? Kann ich verstehen. Wenn Du drüber reden magst, melde Dich gerne! Wir kriegen das schon hin – kreative Köpfe finden für sowas Lösungen.

 

Frauke Schramm