Als Anna* und ich uns neulich mal wieder trafen, konnte ich schon sehen, dass ein Thema sie umtrieb 😕. Diesmal waren es … Emojis!
Die kleinen bunten Bildchen … heißgeliebt, total ignoriert, mit Verachtung gestraft … es gibt so viele Meinungen dazu, wie es emojis gibt (also vermutlich mehr als 2.800) .
Anna erzählte mir, dass sie in einer WhatsApp-Gruppe einen Beinahe-Eklat mitverfolgt hatte und seitdem über das Thema Emojis nachdenkt.
(*Wer ist Anna? Anna ist eine Kunstfigur – ihr lege ich Fragen in den Mund, die meine Kunden / meine Kundinnen mir gestellt haben. Du triffst sie auf meinem Blog öfter.)
Eine Geschichte aus dem wahren Leben
Was war passiert? In der WhatsApp-Gruppe wurde über ein neues Gemeinschaftsprojekt gesprochen. Die Vorschläge gingen hin und her, viele beteiligten sich. Natürlich kamen auch Emojis zum Einsatz.
Plötzlich kam von einer Teilnehmerin (nennen wir sie Elfriede): „So eine Respektlosigkeit lass ich mir nicht bieten, nimm mich sofort aus der Gruppe heraus! Mir die Zunge rausstrecken – geht ja gar nicht!“ 🤬
Die Gruppenleiterin reagierte besonnen 😎 und bat erst mal um Durchatmen.
Der Teilnehmer (den nennen wir jetzt mal Dirk), der einen Emoji „solo“ ins Rennen geschickt hatte (also einen Beitrag nur mit einem kleinen bunten Bildchen verfasst hatte), meldete sich und fragte nach, ob es vielleicht eine Verwechslung gegeben habe? Und siehe da – genau das war passiert.
Die sind halt schon arg klein … da musste genau hingucken!
Gepostet hatte Dirk den „nachdenklichen“ Smiley – links im Bild. „Gesehen“ hatte Elfriede aber „Zunge raus“ – rechts im Bild.
Damit hatte die Gruppe das schönste Mißverständnis. In diesem Fall ist nix passiert, weil Dirk das Mißverständnis aufklären konnte und Elfriede dann auch zugab, wohl die Brille nicht aufgehabt zu haben.
Vordergründig war das nur ein Missverständnis … was wäre, wenn?
Auf den ersten Blick liegt also „nur“ ein Missverständnis vor. Was Anna nachdenklich machte, war die Frage „was wäre passiert, wenn?“ Und obwohl ich kein Fan dieser Fragen bin … in diesem Fall lohnt es sich, da mal genauer hinzusehen.
- Was wäre passiert, wenn Elfriede nicht losgepoltert hätte, sondern einfach beleidigt geschwiegen hätte?
- Was, wenn Dirk das Missverständnis nicht hätte klären können?
- Was, wenn der Rest der Gruppe auf einen der beiden losgegangen wäre?
- Was, wenn die Gruppenleiterin sofort reagiert hätte und Elfriede (wie von ihr verlangt) aus der Gruppe rausgenommen hätte?
Die heißgeliebten bunten Bildchen lockern eine Unterhaltung auf, drücken schnell etwas aus – und sie sollen häufig das größte Manko der geschriebenen Kommunikation ausgleichen.
Nämlich das Fehlen der Emotionen. Wenn wir uns im echten Leben treffen und miteinander sprechen, dann kannst Du ganz oft „sehen“, wie ich etwas meine. „in echt“ hätte Elfriede sofort gesehen, dass Dirk über ihren Vorschlag nachdenkt – und wär gar nicht auf die Idee gekommen, dass er ihr die Zunge herausstreckt.
Wenn ich hier den Satz „Es ist so heiß heute“ hinschreibe, dann steht da zunächst nur die Info, dass ich die heutige Temperatur wohl als heiß empfinde.
- Packe ich einen Grinser 😍 oder ein Herz 💖 dazu, kannst Du daraus schließen, dass ich das toll finde.
- Kommt ein weinendes Gesicht 😢 dazu, bin ich wohl eher nicht begeistert.
- Oder das zornige Gesicht 😠 – mich nervt die verdammte Hitze!!
- Folgt womöglich ein Bierglas, will ich Dir vielleicht sagen, dass ich jetzt in den Biergarten gehe?
- Oder ein Eis im Hörnchen – prima Ausrede, diese Hitze, für ein Eis.
- Ein Bikini oder Badeanzug – ich geh jetzt schwimmen!
Was fehlt den paar Buchstaben also? Genau – all die Informationen, die wir ansonsten über Mimik, Gestik, Tonlage usw. vermitteln. Gute Autorinnen schreiben deswegen auch nicht
„Es ist so heiß heute“ sagte er.
Sondern: „Es ist so heiß heute“ stöhnte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Oder:
„Es ist so heiß heute“ jubelte sie und klemmte sich ihre Badetasche unter den Arm.
2x der gleiche Satz – komplett andere Aussage.
Emojis werden oft eingesetzt, um mehr Differenzierung in die geschriebene Kommunikation zu bringen. Aber das kann schiefgehen … alleine schon, weil einige Emojis auch ziemlich missverständlich sind.
Was tun? Wie geh ich mit den kleinen Kerlchen nun „richtig“ um?
Bis hierhin war Anna mit mir einig. Aber dann wurde sie doch unruhig – „und was mach ich jetzt? Gar keine emojis mehr einsetzen, wenn das so schiefgehen kann???“
Nun ja – in Abwandlung eines Filmtitels antwortete ich darauf mit „Keine Emojis sind auch keine Lösung“.
Erstens lieben sehr viele Menschen diese kleinen Kerlchen. Zweitens machen sie sehr oft Kommunikation tatsächlich einfacher, u.a. weil sie die emotionale Ebene ergänzen können. Drittens sind sie einfach lustig und machen Spaß! Viertens sind sie „eyecatcher“ – wenn Du einem Post oder einem Werbepost mehr Aufmerksamkeit verschaffen möchtest, ist ein gezielter Einsatz von Emojis durchaus zu empfehlen.
Was Du berücksichtigen solltest:
- Wenn Du nicht verstehst, was ein Emoji Dir sagen soll: frag nach!
- Wenn Du denkst, jemand tritt Dir mit einem Emoji auf den Schlips: frag entweder nach – oder überlege, ob Du etwas überinterpretierst / falsch verstehst?
- Setze Emojis ein, die Du kennst und verstehst.
- Wenn Du es genauer wissen willst, kannst Du hier nachsehen. Dort erfährst Du, was die Emojis bedeuten. Und: Du kannst sie auch gleich rauskopieren und verwenden 😍 (rauskopieren kannst Du auch hier)
- Denke IMMER daran: Buchstaben sind erst mal emotionslos – genau wie Bilder. Erst Du und ich geben Text und Bild Emotionen. Ich beim Schreiben – Du beim Lesen / Angucken. Und wir können uns dabei so grandios mist-verstehen 😘
Und wieder einmal: setz auf Deinen gesunden Menschenverstand
Was bei jedem Kontakt zwischen Menschen gilt, nämlich die Möglichkeit von Missverständnissen einzukalkulieren, gilt erst recht für geschriebene Kommunikation. Das immer im Hinterkopf zu haben, lohnt sich.
Und natürlich gilt das auch für Emojis. Im Zweifelfall erst mal durchatmen – dann nachfragen. Wenn Du Emojis einsetzt, dann rechne damit, dass jemand das kleine Bildchen auch falsch verstehen könnte. Du musst deswegen nicht auf Emojis verzichten – aber sei nachsichtig, wenn bei Dir aus heiterem Himmel eine Elfriede auftaucht und lospoltert 💖
Dass es vielleicht nicht so grandios ist, alles mit Emojis zuzuknallen, ist Dir wahrscheinlich eh schon klar. Gezielt eingesetzt sind die kleinen Bildchen toll und erleichtern vieles. Denk dabei daran: auch von emojis gibt’s ein Zuviel – und dann können sie nerven. Aber manchmal braucht es einfach ein 🦄. – und dann benütz es, bitte 💝
Jetzt interessieren mich Deine Erfahrungen: setzt Du Emojis ein? Hast Du schon mal erlebt, dass so ein buntes Bildchen zu einem Missverständnis geführt hat?
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