Der 8. September ist der Welttag der Alphabetisierung. Eigentlich wollte ich dazu einen kurzen Facebook-Post loslassen … dann merkte ich, dass dieser „Welttag“ mich ziemlich beschäftigt. Also entstand dieser Blogartikel – eine Mischung aus dem, was „Buchstaben & Co.“ für mich selbst bedeuten und was sie in Social Media bewirken.
Die Welt der Buchstaben und ich
Kleine Ironie: als es in der Schule losging mit „Lesen lernen“, fand ich das eher doof. Oder auch langweilig. Dann wurde ich krank … ich glaube, es waren die Masern (ja, ich war geimpft, ich wurde krank, aber nicht bedrohlich. Nur lästig 😊 ). Mein Vater brachte mir abends ein Buch mit – nämlich „Die Abenteuer der kleinen Kornelia in Schreibschrift“. Damit war es um mich geschehen. Von diesem Moment an war ich eine Leseratte.
Noch während ich zur Schule ging, stand mein Berufswunsch fest: ich werde Buchhändlerin. Gesagt, getan. Allerdings wurde mir während der Ausbildung sehr schnell klar … das alleine kanns nicht sein, da darf noch was folgen. Wie wäre es mit Journalismus? Ich schrieb mich für Politik und Pädagogik an der Uni ein (nach einigen Fach-Wechslern … immerhin weiß ich jetzt, dass weder Germanistik noch Soziologie noch Geschichte die richtigen Fächer für mich sind 😊 ).
Nach dem Magister kam es wieder anders – nach einem kurzen Ausflug in die Welt der Werbeagenturen (als Texterin) landete ich wieder in der Buchbranche.
Warum ich Dir das alles erzähle? Weil seit „Kornelias Abenteuern“ das geschriebene Wort mein ständiger Begleiter ist. So sehr, dass ich es kaum aushalte, etwas Geschriebenes NICHT zu lesen. Urlaub in einem Land, in dem ich die Sprache nicht (also: GAR nicht) verstehe, ist deswegen für mich bittersüß erholsamer. Denn einerseits bin ich traurig, weil ich nix lesen kann – andererseits ist es Entspannung pur. Ich KANN nix lesen, also muss ich auch nix lesen. Schräg? Klar 🤣 Aber: so bin ich eben 😊
Alphabetisierung und (freier) Zugang zu Wissen als Menschenrecht
Falls Du es noch nicht weißt – ich pflege außer der Leidenschaft für Geschriebenes und Geschichten noch die Leidenschaft für die Textilkunst. 2015 gab es eine Wettbewerbs-Ausschreibung zum Thema „Passion“. Nach einigen anderen Ideen (andere Geschichte … 😊 ) stand fest: ich wollte das Thema Alphabetisierung als Menschenrecht thematisieren. Damals hatte der IS gerade Mossul erobert und dort unter anderem wertvolle Kulturschätze in Form von Bibliotheken verbrannt.
Was ich empfand? Wut. Hilflose Wut. Und Trotz, jede Menge davon. Denn ich war und bin mir 100% sicher: das Wissen, das schriftlich weitergegeben wird, transportiert neben dem eigentlichen „Fakt“ immer auch die Ahnung, dass „Wissen“ und „Lernen“ Werte an sich sind. Und diese Werte lassen sich nicht vernichten. Den Träger in Form von Büchern etc., klar, den kann man vernichten. Aber das, um was es dabei geht – das bleibt.
Diese Überzeugung hab ich dann in einen Quilt „genäht“ – den siehst Du hier. Der Titel: Passion always wins. Always.
Damals schrieb ich dazu: „„So-called ISIS not only slaughters people – they believe they can destroy the fundamental ideas of everyone who does not share their beliefs, for instance, by burning books. Nothing does ISIS know about the resilience of ideas – they will survive. They always have.“
Du siehst – Lesen, Schreiben, die Fähigkeit, sich auszudrücken, das Spiel mit der Sprache, all das sind für mich elementare Bestandteile meines Lebens. Den Zugang dazu bewerte ich tatsächlich als eines der ALLER-wichtigsten Menschenrechte. Auf dem Quilt siehst Du etwas, das an die Friedenstaube erinnert, es ist das Symbol der Menschenrechte.
Social Media, ohne lesen zu können?
Soweit der Ausflug in meine persönliche Welt, die ohne Buchstaben und Co. so fürchterlich leer wäre. Jetzt wirds allmählich Zeit, die Brücke zu Social Media zu schlagen, denn auch da wäre ohne Buchstaben eher nix los.
Selbst wenn Video in allen möglichen Formen immer mehr an Bedeutung gewinnt – ohne die Fähigkeit „Lesen“ geht auf Social Media nicht viel. Das merkst Du schon daran, wenn die liebe Katze bei ihrem Galopp über die Tastatur die Sprache verstellt hat – und Facebook plötzlich eine Sprache spricht, die Dir total fremd ist 🤣 (gell, Du fragst mich jetzt nicht, wie ich denn bitte auf DIESES Beispiel komme …) Die Erleichterung ist groß, wenn die Einstellung wieder korrigiert werden konnte (kleiner Tipp: erst googeln, in welcher Sprache Du gelandet bist. Dann Googeln, was „Einstellungen“ in dieser Sprache heißt – und so dann durchhangeln. Ein zweites Gerät mit Internetzugang (z.B. ein Smartphone oder Tablet) ist in so einem Moment Gold wert ❤)
Es geht aber nicht nur um das reine „Lesen“
Was ich bis jetzt beschrieben habe, ist teilweise „nur“ einfaches Buchstaben-Lesen und daraus Wörter bilden. Für das leichte und sichere Erfassen eines Textes muss eine gewisse Übung im flüssigen Lesen da sein (vlg. Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Lesen) . Nur dann können wir einen Text lesen und verstehen, um was es dabei konkret geht. Nur dann entsteht beim Buchstaben-Gebilde „Tisch“ das entsprechende Bild vor Deinen geistigen Augen, und zwar ohne dass Du erst danach suchen musst.
und dann auch noch das, was zwischen den Zeilen steht …
Damit alleine ist es auch noch nicht getan! Was ist mit all dem, was die Schreiberin nicht in Buchstaben gefasst hat, was wir aber trotzdem mitbekommen? Z.B. Ironie? Das sind Informationen, die wir – wenn wir einigermaßen geübt im Lesen sind – „verstehen“, ohne sie zu „sehen“ ´. Leider sind hier Mißverständnisse vorprogrammiert … Hierzu interessiert Dich vielleicht auch mein Artikel „Wir sind hier auf Facebook!“.
Social Media ohne Lesen? Funktioniert einfach nicht!
Für mich als Social Media Beraterin ist Sprache von zentraler Bedeutung. Natürlich in Form der gesprochenen Sprache. Aber auch das geschriebene Wort – sonst könnte ich diesen Artikel nicht schreiben, und Du könntest ihn nicht lesen.
Die meisten der „älteren“ Sozialen Netzwerke sind entstanden, als schriftliche Information noch der Hauptkommunikationsweg war. „Damals“ waren Bilder schon mühsam, und Video? War ein Riesenaufwand! Also wurde geschrieben – und gelesen.
Bei Facebook kannst Du immer noch aktiv sein, ohne auch nur ein einziges Bild oder Video zu posten (ob das sinnvoll ist … natürlich nicht!). Schon bei Instagram geht das nicht mehr, da brauchst Du Bilder.
Und selbstverständlich wirst Du auch von mir hören – mach Videos! Denn Video wird immer wichtiger. Spätestens wenn wir dann darüber nachdenken, dieses Video in Deiner Werbung einzusetzen, kommt von mir der Hinweis „wir brauchen Untertitel!“. Damit die Leut Dein Video „lesen“ können. Wieder die Sache mit dem Lesen 😊
Oder denk an Kommentare – an den so heiß ersehnten Austausch, der eben in Kommentaren stattfindet. Auch dafür ist eine möglichst gute Lese-Fähigkeit wichtig.
Sogar Audio-Angebote wie z.B. Clubhouse brauchen eine gewisse Menge an Text. Wenn ich die Nachricht „xy spricht jetzt gerade mit … über …“ nicht verstehe … dann wird’s mühsam.
Für mich ist Lesen völlig selbstverständlich, passiert einfach, muss ich nicht drüber nachdenken.
Deswegen ist für mich der Tag der Alphabetisierung ein Tag der Dankbarkeit
Denn das wunderbare Geschenk „lesen können“ ist tatsächlich eines der größten Geschenke in meinem Leben – dafür bin ich tatsächlich jeden Tag aufs Neue einfach nur dankbar.
Deswegen kommt mir dieser Welttag doch wie gerufen. Auch wenn ich viele Welttage eher lustig und/oder nichtssagend finde: dieser gibt mir die Chance, diese Dankbarkeit auch mal in Worte zu fassen. Die Website Philognosie spricht sogar von der genialsten Erfindung der Menschheit. Da könnte man zwar auch das Rad drunter fassen … ich neige tatsächlich dazu, Schrift, Lesen, Schreiben NOCH höher zu bewerten.
Wahrscheinlich sogar deswegen, weil ich die Erfindung des Rades für irgendwie zwangsläufig halte. Das liegt dermaßen auf der Hand, darauf musste mal jemand kommen 😊 Aber Schrift? Schreiben? Lesen? Wissen konservieren und nicht nur mündlich weitergeben – sondern Wissen aufschreiben? Überliefern? Genial. Und die Auswirkungen davon mindestens so bewegend wie das Rad.
Achtung – der Werbeblock 😊
Übrigens ist das Schreiben und die Wirkung unserer Posts auch immer wieder Thema im Workshop von Christiane Kösler und mir: „Kunden gewinnen mit Facebook – so wirst Du vom Einsteiger zum Dranbleiber“. Das Geniale: dort triffst Du nicht nur auf Christiane und mich, sondern auch auf die anderen Teilnehmer/innen – und bekommst dadurch das allerbeste Feedback, das Du Dir nur wünschen kannst. Das alleine ist schon Gold wert ❤
Wir starten wieder am 6. Oktober! Wenn Du wissen möchtest, ob das genau das ist, was Du jetzt gerade brauchst – schick mir ne Nachricht, lass uns drüber reden!
Nach dieser Hymne auf das geschriebene Wort, auf den Wert der Alphabetisierung – Wie ist das bei Dir? Wie stehst Du zum Lesen? Zum geschriebenen Text? Deine Meinung interessiert mich, das Kommentarfeld gehört Dir:
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