Warum „ist doch egal, wie ich das nenne!“ keine gute Idee ist.

Wer schon mal mit mir zusammengearbeitet hat, der weiß: ich kann manchmal ziemlich hartnäckig sein (manche nennen das auch nervig. Oder penetrant …). Nämlich immer dann, wenn meine Kundinnen von ihrer Facebook-Seite sprechen. UND dabei gar nicht ihre Facebook-Seite meinen! Sondern … wer jetzt grinst, hat das bei mir schon mal miterlebt … ihr Facebook-Profil. Und das sind nun mal zwei ganz verschiedene Dinge. Oder sagst Du zum Arzt „ich hab fürchterliches Kopfweh“ und beschwerst Dich dann, dass er nicht in Dein total entzündetes Ohr guckt? Ist doch auch am Kopf … oder?

Ein Bild, das Text, Person, draußen enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Na klar ist Dein Ohr am Kopf. Trotzdem sind Ohrenschmerzen was anderes als Kopfweh – und werden auch anders behandelt. Sich präzise und möglichst korrekt auszudrücken, lohnt sich also. Das kennst Du aus dem beruflichen Umfeld vermutlich auch 😊

Warum ist das Bemühen um korrekte Begriffsverwendung sinnvoll?

  • Zunächst mal – es spart Zeit. VIEL Zeit. Denn wenn alle wissen, worüber sie sprechen und wenn alle das gleiche Verständnis davon haben, was das jetzt genau ist … dann guckt der Arzt gleich in Dein Ohr. Und fängt nicht an zu fragen, ob das Kopfweh jetzt vielleicht eher dumpf oder eher stechend sei?
  • Es erspart Mißverständnisse. Die im besten Fall nur nervig sind, aber auch durchaus teuer oder richtig doof werden können.
  • Stell Dir mal vor, Du schickst Deine bessere Hälfte mit dem Leihwagen (den ihr beide nicht gut kennt) zum Tanken. Und Du sagst nur: „Der braucht Sprit, tanke bitte für 20,-!“ Wetten, dass Du, Deine bessere Hälfte UND der Eigentümer des Leihwagens sehr glücklich sein werden, dass im Tankdeckel drinsteht, was das gute Stück tanken möchte? Denn wenn Du Diesel in einen Benziner tankst … wird das teuer. Deswegen wäre es blöd, wenn Du unter „Sprit“ Benzin verstehst, Deine bessere Hälfte aber Diesel 😊
  • Und … es lässt Dich einfach professioneller wirken. Wenn Du – übrigens egal worum es geht – die korrekte Bezeichnung verwendest, macht das sofort einen besseren Eindruck. In unserem Alltag ist das oft nicht wirklich wichtig oder entscheidend. Tatsächlich gibt’s aber Situationen, in denen diese Kleinigkeiten den weiteren Verlauf des Gesprächs oder der Verhandlung deutlich beeinflussen können.

Denn: wenn alle sicher sind, dass sie über das gleiche sprechen, geht’s schneller, einfacher und schlicht besser.

Die gar nicht mal so kleinen Unterschiede zwischen „Profil“ und „Seite“

Aktuell (Juli 2022) ist es so, dass die Unterschiede zwischen Facebook-Profilen und Facebook-Seiten klar erkennbar sind und sich im alltäglichen Umgang auch zeigen. Die wichtigsten:

  • Dein Profil bist “Du”. Mit Katzenbildern, mit mehr oder weniger lustigen Witzen – egal, was Du, der Mensch Du, da haben will, das gehört auf Dein Profil
  • Deine Seite ist Dein professioneller Auftritt. Dort gehts um Dein Business. Also vermutlich weniger Katzenbilder und Witze höchstens, wenn sie zu Deinem Fachgebiet passen.
  • normalerweise haben unsere Profile deutlich bessere Reichweiten.
  • Dein Profil hat Freunde – Deine Seite hat Fans oder Abonnenten. Übrigens darf Dein Profil max. 5.000 Freunde haben – bei Deiner Seite gibt es keine Begrenzung nach oben.
  • Dein Profil solltest Du mit Deinem richtigen Namen anlegen – Deine Seite hingegen kann auch ganz anders heißen (so, wie es halt zu Deinem Unternehmen passt). Mein Profil findest Du hier – das heißt genau wie ich. Meine Seite hingegen heißt „Social Media Mutmacherin“, weil das meine selbstgewählte Bezeichnung für meine beruflichen Aktivitäten ist.
  • nur über Deine Facebook-Seite kannst Du bezahlte Werbung schalten.
  • Deine Facebook-Seite kann von mehreren Menschen betreut / verwaltet werden. Dein Profil hingegen ist einzig und alleine Deines! (Achtung –hier tut sich etwas, wie lange diese rigide Beschränkung noch gilt, wissen wir aktuell nicht. Mehr dazu hier.)
  • Deine Facebook-Seite hat Statistiken, die Dir viel über Deine Fans / Abonnenten verraten können.

Aus dem Alltag – welche Verwirrungen easy vermieden werden können

Du siehst – es gibt da Unterschiede, und die können für erhebliche Verwirrungen sorgen. Sowas wie „warum kann Dein Mann Deine Seite mitverwalten? Bei mir geht das nicht, ich hab überall gesucht!“ lässt sich ganz schnell auflösen: „Mein Mann verwaltet meine Seite mit, weil Facebook-Seiten immer mindestens 2 Admins haben sollten. Du sprichst von Deinem privaten Profil – und da gibt’s das einfach nicht!“ … allerdings klappt das Entwirren nur, wenn mindestens ein Gesprächspartner den Unterschied kennt, versteht und auch das Gemeinte vom Gesagten unterscheiden kann.

Aber auch ein Satz wie „woho, meinen Beitrag gestern haben schon ganz viele geliked – wollen wir den bewerben?“ kann für Irritationen sorgen … wenn nämlich Deine Dienstleisterin (sehr gerne: ich) Deine Seite durchsucht und nix findet, was diese Begeisterung begründet. Um dann … auf Deinem Profil nachzusehen und dort tatsächlich einen richtig genialen Beitrag zu finden. Dort kann er nicht direkt beworben werden – aber Deine Dienstleisterin (immer noch: sehr gerne ich) kann ihn als Werbeanzeige für Deine Seite nachbauen.

Warum bei diesem Artikel möglicherweise morgen schon wieder was anders ist

Und wen Du genau gelesen hast … dann hast Du gerade vielleicht gestutzt, weil ich etwas weiter oben „Aktuell / Juli 2022“ geschrieben habe 😊 Das liegt daran, dass Facebook angekündigt hat, für Profile den sogenannten Professional Mode anzubieten. In den USA wird er bereits ausgerollt, Mari Smith hat ihn offenkundig bereits. Wir … dürfen noch warten, wenns dazu mehr zu wissen gibt, wirst Du es auch hier lesen können.
Aber auch dann ist Dein Profil Dein Profil – und nicht Deine Seite. Je professioneller Du Facebook nutzen möchtest, um so wichtiger ist es, dass Du nicht nur die Unterschiede zwischen Seite und Profil kennst, sondern sie auch korrekt benennst. Denn wenn Deine Dienstleisterin erst mal suchen muss, was Du meinst … kostet das euer beide kostbare Zeit.
Eine weitere mögliche Aktualisierung wird gerade getestet: „Facebook is testing a way for users to have up to five separate profiles tied to a single account.“ Dann wäre ich immer noch ich und hätte einen Account bei Facebook – dieser Account könnte dann aber mehrere Profile haben. Noch ist das Zukunftsmusik, das schauen wir uns genauer an, wenn es wirklich für alle ausgerollt wird.

Fazit

Klar darfst Du Dinge nennen, wie es Dir gefällt. Ich bin die Letzte, die Dir das verbieten würde. Dafür spiele ich selbst viel zu gerne mit Sprache. Je konkreter es um etwas Bestimmtes geht, desto effizienter ist es, die korrekten Fachbegriffe zu kennen und zu verwenden. Jedenfalls, wenn Du wert darauf legst, schnell und richtig verstanden zu werden.  Oder auch: das aktuelle heiße Wetter kannst Du prima „Eiswürfel-Express-Verdampfungs-Wetter“ nennen – versteht jeder, macht Spaß.
Willst Du schnell gute und konkrete Antworten auf Deine Frage, dann bemühe Dich darum, die richtigen Begriffe zu verwenden. Du musst sie nicht mögen – Du solltest sie kennen und korrekt einsetzen.

Jetzt zu Dir – wie wichtig sind Dir korrekte Bezeichnungen? Immer und überall? Oder gehörst Du auch in die Fraktion der Kreativ-Sprachlerinnen? Das Kommentarfeld freut sich schon auf Dich:

 

Frauke Schramm